Film, Frauen, Politik und Gesellschaft
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Kriegerin: Krasses Kino

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Vorgestern habe ich den Film „Kriegerin“ gesehen, als Abschlussfilm des Regisseurs David Wnend an der Hochschule für Film und Fernsehen „Konrad Wolf“ gedreht und inzwischen vieldiskutiert und bereits mit Preisen ausgezeichnet.

Es geht um Marissa, Anfang 20, gewaltbereites Mitglied einer Naziclique, deren Weltbild nach einer Begegnung mit zwei afghanischen Flüchtlingen ins Wanken gerät. Gleichzeitig stößt die einige Jahre jüngere Svenja zur Clique und wird allmählich so aggressiv, wie Marissa zu Beginn.

Weswegen ich den Film sehen wollte, war die absolut überzeugende Darstellung der Marissa durch Alisha Levshin, die ich in der Vorschau gesehen hatte und alleine dafür lohnt es sich auch, ins Kino zu gehen. Absolut beeindruckend und überzeugend.

Das Thema des Films ist erschreckend aktuell; nachdem im Herbst 2011 die Zwickauer Zelle aufgeflogen ist, wird wieder verstärkt über Rechtsradikalismus diskutiert und insbesondere auch die Rolle der Frauen hierbei (auch ich hatte dazu etwas geschrieben).

Der Film hat überwiegend positive Kritiken erhalten, in linken Medien ist die Betrachtung kritisch bis ablehnend. Die Vorwürfe lauten, dass die dargestellten Nazis zu sehr dem Klischee entsprechen (gewalttätige SäuferInnen und MitläuferInnen), die alle in ihren Familien Ablehnung erfahren und in der Naziclique ein Zugehörigkeitsgefühl erleben. Das kann ich nachvollziehen, vor allem den Einwand von Michael Bergmann in „Jungle World“, wonach „die Beschäftigung mit der eigenen Rolle und dem Rassismus der Mehrheitsgesellschaft (…) unnötig [bleibt].“

Der Vorwurf lautet, durch die Darstellung von Nazis als saufenden Schlägern fällt es uns Angehörigen der Mehrheitsgesellschaft leicht, das Thema unter „geht mich nichts an“ abzuhaken, da diese Schlägerwelt doch weit weg ist und man sie im Film wie im Zoo bestaunen, sich darüber gruseln und anschließend nach Hause gehen kann.

Für mich erhebt der Film nicht den Anspruch, das Thema Rechtsradikalismus in allen Facetten abzuhandeln. Ich fand die meisten Figuren auch etwas eindimensional und sicher gibt es nicht nur Jugendliche aus zerrütteten Verhältnissen, die zu Nazis werden. Aber schon durch den Titel „Kriegerin“ wird klar, dass es in erster Linie um das Leben einer jungen Frau geht, die sich dann eben in besagter Situation wiederfindet.

Außerdem bin ich der Meinung, dass man als ZuschauerIn auch immer selbst gefragt ist, sich über den Film Gedanken machen und sich weiter informieren sollte. Hier hat die Jungle World schon Recht: Die meisten Menschen setzen sich zu wenig mit dem alltäglichen Rassismus auseinander oder ihm etwas entgegen. Ein Film wie dieser sollte also Ausgangspunkt sein, um sich selbst ein noch differenzierteres Bild zu machen, auch und gerade bei unbequemen Themen wie Rechtsradikalismus und Rassismus. Diese gehen nämlich jede/n von uns an.

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