Feminismus, Politik und Gesellschaft
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Der kleine Feminist: Von Ritterinnen und Rittern

Neulich war ich bei einer Freundin zu Besuch, deren dreieinhalbjähriger Sohn mich zum Spielen in sein Zimmer einlud. Dort schlug er dann vor, Ritter zu spielen und zwar mit den Worten: „Du bist eine Ritterin und ich ein Ritter“.

Wow, dachte ich, dieses Kind ist aber mal klasse erzogen. Gut, eine (sehr) kurze und keinerlei geschichtswisenschaftlichen Ansprüchen genügende Google-Recherche hat ergeben, dass es im europäischen Mittelalter höchstwahrscheinlich keine Ritterinnen gab, aber genau hier liegt das für mich so Faszinierende an der Weltsicht des kleinen Jungen: Feminismus, so wie ich ihn verstehe, setzt sich für absolute Chancengleichheit ein – demnach sollte es also auch Ritterinnen geben, würde dieser Berufsstand einmal wieder benötigt.

Wie bemerkenswert, dass ein kleiner Junge schon ganz selbstverständlich davon ausgeht, dass Frauen und Männer die gleichen Dinge tun, und zwar solche Dinge, die üblicherweise als etwas rein männliches angesehen werden.

Und wo wir gerade beim Thema sind: Neulich lag ein Spielzeugheft von Karstadt in unserem Briefkasten, schließlich ist bald Weihnachten und die Wunschzettel müssen geschrieben werden. Meine Güte, was es für krasse Dinge für Kinder gibt (aber ehrlicherweise waren auch die 1980er schon ein Konsumparadies, machen wir uns nichts vor).

Etwas aufgestoßen ist mir aber dann doch die sehr traditionelle Präsentation der Sachen. Jungs bekommen alles mit Piraten, Monstern und Werkzeug, Mädchen bekommen Küchen (hatte ich auch, finde ich bis heute super), rosa Babypuppenbuggys und (!) Bügelbretter.

So werden dann die alten Rollenklischees schön weiter tradiert – unter dem Vorwand „die Kinder wollen es ja so“. Mädchen in die Küche, Jungs dorthin, wo es etwas zu erleben gibt. Naja, da ist noch viel Luft nach oben, finde ich. Warum sollten Jungs denn keinen Spaß am Puppenherd haben, genauso wie Mädchen auf Werkbänke stehen können??

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