Politik und Gesellschaft
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Rassismus in Deutschland – leider immer noch Alltag in Politik und Gesellschaft

Rassismus in Deutschland, ein heikles, ein ernstes, ein erschreckend aktuelles Thema. Gerade fand die Gedenkfeier für die Opfer der Zwickauer Terroristen und deren Angehörige statt. Es gab eine deutschlandweite Gedenkminute und parteiübergreifend war sich die Politik einig, dass dies nie wieder passieren dürfe.

Die Kerzen zum Gedenken der Toten sind kaum verloschen, da erscheint die Studie  „Lebenswelten junger Muslime in Deutschland“ [Zusammenfassung und Download] im Auftrag des Innenministeriums. Und wird verkürzt und mit populistischem Begleitgetöse in der BILD präsentiert.

Verkürzte und unsachliche Darstellung

Wie so oft, wenn es um Themen Muslime in Deutschland betreffend geht, verlief die Debatte zutiefst unsachlich. Das fing damit an, dass die BILD eine große Schlagzeile über die angebliche „Schockstudie“ brachte, nach der sich ein Fünftel der in Deutschland lebenden jungen Muslime nicht integrieren wollen.

Innenminister Friedrich ließ über die gleiche Zeitung verlauten, „Multikulti“ sei gescheitert und die Zahl der angeblichen „Integrationsverweigerer“ erschreckend hoch. Inzwischen wurde sowohl die verkürzte und populistische Darstellung der Studienergebnisse sowie ihr methodisches Vorgehen vielfach kritisiert. U.a. sagte in der SZ einer der Autoren, Wolfgang Frindte, Universität Jena, dass sich die Autoren missverstanden fühlen, da nur ein einziges Detail aufgegriffen und verzerrt dargestellt wurde. Die Autoren geben auch selbst zu, dass sie aufgrund fehlender Daten über die muslimische Bevölkerung innerhalb Deutschlands selbst nicht sagen können, wie repräsentativ ihre Daten sind.

Migration ist immer und überall

War das Land eben noch zutiefst erschüttert ob der Trauerfeier für die Opfer und Angehörigen der Mordserie der Zwickauer Terroristen, so folgt nun wieder ein Gegenreflex samt Beschuldigungen: „Die“ [die Muslime] wollen sich ja gar nicht integrieren, sind also selbst schuld, wenn man ihnen feindselig begegnet.“

Diese perfide Logik findet man leider allzu oft, verkürzte Darstellung von Tatsachen und einseitige Schuldzuschreibungen. Schwarzweißmalerei ist auch einfacher, als Ursachen und Wirkungen zu hinterfragen und möglicherweise auch selbst zuzugeben, dass die Politik jahrelang Fehler gemacht hat und diese immernoch macht.

Jahrelang hieß es, Deutschland sei „kein Einwanderungsland“, was aber angesichts der großen Zahl der „GastarbeiterInnen“ niemals stimmte. Im übrigen sind alle Gesellschaften der Welt in allen Zeiten durch Migration geformt worden, wir alle sind Produkte ganz unterschiedlicher Gesellschaften und Migrationsprozesse. Uns ist das nur oft nicht bewusst, da die Erinnerung daran nur wenige Generationen, wenn überhaupt, überdauert und sich der seit dem 19. Jahrhundert bestehende Nationalstaatsgedanke in uns festgesetzt hat. Da muss man aber nur einmal daran erinnern, dass es „die Deutschen“ als Volk eines einheitlichen Staates vor 1871, der Gründung des Deutschen Kaiserreiches, gar nicht gab.

Im politischen Diskurs wird aber leider viel zu oft ein „wir“ gegen „sie“ instrumentalisiert, ein ganz grundlegendes psychologisches Phänomen: Indem eine „fremde“ Gruppe als bedrdohlich dargestellt wird, erreicht man den Zusammenhalt der „wir“-Gruppe – aber zu welchen Preis geschieht das?

Die Frage nach dem „Warum?“

Eine Studie wie die oben erwähnte sollte nicht als „so ist es“ gelesen werden, sondern auch, und noch viel mehr, die Frage diskutieren lassen „warum ist das so?“ Warum geben junge Menschen an, dass sie sich nicht mit diesem Land identifizieren? Die Vermutung liegt nahe, dass ihnen allzu oft gezeigt wird, dass dieses Land sie nicht haben will. Das fängt an bei Begrifflichkeiten wie „AusländerIn“, „FremdeR“ oder „Migrationshintergrund“. Viele vermeintliche „AusländerInnen“ sind in Deutschland geboren und aufgewachsen, sprechen oft besser Deutsch als die Muttersprachen ihrer Eltern und haben deutsche Schulabschlüsse (was sie dann übrigens zu „BildungsinländerInnen“ macht).

Wie sich junge Menschen fühlen, die hier aufgewachsen sind, denen aber gezeigt wird, dass sie nicht dazugehören, beschreibt Kübra Gümüsay in ihrem Blog – und mit Sicherheit gibt es zahllose andere Beispiele.

Zeit, einmal innezuhalten und die eigenen Gedanken dazu zu sortieren.

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