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In the air with Riek Machar

Das Flughafengebäude von Juba – zur Zeit eher eine Baracke. Aber daneben wird schon mit Hochdruck am neuen Juba International Airport gebaut.

Ein Grund, zu Reisen ist für mich immer, schöne Anekdoten mit zurück zu bringen. Eine Anekdote wert ist die Prozedur am Flughafen Juba von der Ankunft bis zum schlussendlichen Abflug. Wäre ich alleine gewesen, es hätte mich sicher eine Menge Nerven gekostet. Zum Glück hatte ich jedoch den Plan-Fahrer dabei, der mich durch die Formalia, die vor dem Abflug notwendig sind, mit geübter Routine durchschleuste.

Zunächst wollte man mich nicht ins Gebäude lassen, da der Schalter von Jetlink Express, mit denen ich nach Nairobi fliegen würde, noch nicht geöffnet sei. Ein wenig Überzeugungsarbeit des Fahrers halfen, uns beiden dennoch Einlass zu gewähren. Die Sicherheitskontrolle passierten mein Gepäck und ich dann anstandslos. Danach geleitete mich der Fahrer zum noch nicht geöffneten Schalter, der, da noch geschlossen, nicht als Jetlink-Schalter zu erkennen war, da keine entsprechenden Schilder aushingen.

Er meinte, ich solle hier in der Reihe warten, während der die Ausreiseformalitäten erledigte. Dazu nahm er meinen Pass an sich. Kurz durchzuckte es mich „was wäre wenn…“ ach was, und tatäsächlich kam er kurze Zeit später zurück und reichte mir ein Formular, was ich zur Ausreise ausfüllen musste. Danach brachte er mich zum entsprechenden Schalter, an dem man eine Gebühr entrichten musste und an dem mein Visum und mein Pass kopiert wurden.

Einmal mehr fragte ich mich, was wohl mit all diesen Dokumenten geschieht. In allen afrikanischen Ländern, die ich bisher bereist habe, muss man beim Einreisen und beim Verlassen des Landes ein entsprechendes Formular ausfüllen. Werden die wirklich alle geordnet und aufbewahrt? Das frage ich mich seit Jahren schon.

Zurück nach Juba: Nachdem ich das Ausreiseformular ausgefüllt und der Fahrer die Gebühr von 6 Pfund dafür entrichtet hatte (ich hatte keine sudanesischen Pfund mit, US-Dollar wurden hier nicht akzeptiert, aber der Fahrer versicherte mir, er könne sich die Gebühr im Büro rückerstatten lassen), ging es zum nächsten Schalter. Wie schon beim ersten herrschte hier riesiges Gedränge. Wer den längsten Arm oder die breitesten Schultern hat, gewinnt.

Hier musste ich 45 US-Dollar (bei größeren Beträgen ist Fremdwährung eher willkommen) zahlen und bekam meine Ausreisestempel. Dann ging es wieder zurück in die Jetlink Express-Schlange, wo sich der Fahrer von mir verabschiedete. Erleichtert dachte ich, dass ich das alleine wesentlich langsamer hätte erledigen können.

Kurz darauf öffnete der Check-in. Kurze Atempause, als der Mann vor mir in der Schlage feststellen musste, dass er nicht auf der Passagierliste stand, obwohl er am Vortag telefonisch umgebucht hatte. Erleichterung, als der Airline-Angestellte kurze Zeit später meinen Namen in der Liste abhakte. Danach weiter zur Handgepäckkontrolle. Eine Frau schaute kurz in alle Fächer meines Rucksackes. Und beanstandete auch nicht die darin enthaltene Wasserflasche.

Anscheinend verlassen alle Flüge nach Nairobi, Addis und Kampala im 5-Minuten-Takt Juba, zumindest verließen noch vier weitere Flüge kurz vor meinem die Stadt. Die Passagiere wurden der Reihe nach aufgerufen, erst Flug 1, dann Flug 2, und so weiter. Unser Flug war der Letzte. Alle demnächst abfliegenden Flugzeuge standen auf dem Rollfeld und jede/r ging zu dem seiner Airline. Verwechslungsgefahr inklusive, schätze ich mal.

Das Jetlink-Flugzeug stand relativ weit hinten, vor dem Einsteigen musste jeder Passagier noch sein Gepäckstück identifizieren, bevor es im Laderaum verstaut wurde. Schließlich saßen alle Passagiere (bis auf zwei Reihen ganz vorne gab es keine freien Plätze mehr) und ein Flugzeug nach dem anderen rollte zur Startbahn und hob ab. Nur unseres nicht. Die Passagiere ertrugen die halbstündige Verspätung ohne Murren, auch wenn ich langsam unruhig wurde. Mir fehlt es einfach an der afrikanischen Gelassenheit. Innerlich zumindest, äußerlich verhielt mich mich ganz gelassen – schicksalsergeben eben.

Plötzlich fuhren drei neue Landrover vor, einer mit verspiegelten Scheiben und eine Gruppe Männer betrat das Flugzeug. „The vice president“ flüsterte es um mich herum und ich nahm zunächst an, dass Salva Kiir, der sudanesische Vizepräsident und demnächst süd-sudanesische Präsident, an Bord gekommen war. Der „Vice President“ (späteres Googeln ergab übrigens, dass es sich um den süd-sudanesischen Vize Riek Machar, auch keine unbekannte Figur für diejenigen, die sich ein wenig mit dem letzten Bürgerkrieg beschäftigt haben, handelte).

Machar wandte sich uns Wartenden zu und rief einmal quer durchs Flugzeug, dass er sich für die Verspätung entschuldige. Nun ja, eine Anekdote war’s wert.

Flugzeuge auf dem Rollfeld in Juba, zum Einsteigen bereit. Alle zur gleichen Zeit, versteht sich.

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