Afrika
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Juni-Agenda: Globales Lernen mit Kindern und Jugendlichen

Schläuche und Korken 2

Vermeintlicher Müll (hier: alte Fahrradschläuche und Weinkorken) lässt sich prima für Bildungsprojekte nutzen (Foto: C. Grauer)

Dieser Juni stand bei mir im Zeichen der Bildungsarbeit, denn so kurz vor den Sommerferien haben viele Schulen Zeit, externe ReferentInnen in ihren Unterricht einzuladen und so war ich Gast an verschiedenen Schulen im Nordosten Niedersachsens. All meine Workshops fanden mit Unterstützung von Bildung trifft Entwicklung (BtE) statt. Die Zielgruppe von BtE sind übrigens alle Menschen –  ich freue mich daher nicht nur über Einladungen von Schulen, sondern ebenso von anderen Einrichtungen und Organisationen.

Folgende Themen waren angefragt worden:

  • Kindheit in Afrika/Tansania
  • Bevölkerungsentwicklung in Afrika
  • HIV/AIDS in Afrika und Europa

Ich habe an fast allen Schulformen und mit Jahrgängen von der 3. bis zur 10. Klasse arbeiten können. Besonders beeindruckt haben mich zwei fünfte Hauptschulklassen. Die Kinder waren zwar in der Tat „sehr wuselig“, wie mir ihre Lehrerin schon im vorbereitenden Telefongespräch gesagt hatte, gleichzeitig waren sie mein am meisten interessiertes Publikum, stellten die meisten Fragen und fanden Sansibar so „cool“, dass einer sich sogar wünschte, später einmal dort leben zu können.

Solche Workshops machen immer viel Spaß, sind aber auch anstrengend. Lehrerinnen und  Lehrer haben mehrjährige Erfahrung darin, vor 20 bis 30 mehr oder weniger ausgelassenen Kindern zu stehen, ich dagegen sehe mich jedes Mal mit einer neuen Gruppe konfrontiert, die ich erst einmal kennenlernen muss. Meist klappt das aber sehr gut und es gibt immer Kinder und Jugendliche, die interessiert sind, Fragen stellen und sich einbringen.

Spiele

Die Welt ein Dorf

Die Welt, ein Dorf (Foto: C. Grauer)

In vielen Gruppen habe ich dieses Jahr mit dem „Weltspiel“ gearbeitet (hier eine einfache Anleitung), das immer wieder auf positive Resonanz stößt und viele Diskussionen unter den Teilnehmenden anstößt. Selbst eher ruhige Gruppen animiert es zu Bewegung und Austausch untereinander.

Beim Weltspiel werden Zettel mit den Namen aller Kontinente im Raum ausgelegt und die Teilnehmenden sollen sich den Kontinenten zuordnen, entsprechend der jeweiligen Anteile der Weltbevölkerung. Mit Stühlen, Luftballons, Süßigkeiten, etc. werden anschließend weitere Faktoren verdeutlicht, etwa die Verteilung des Reichtums, von HIV/AIDS oder was gerade zum Thema passt.

Erstmals ausprobiert habe ich auch die Simulation „Die Welt, ein Dorf“, bei der die Weltbevölkerung als 100 DorfbewohnerInnen dargestellt wird. Auch das regt Diskussionen an und dient dazu, abstrakte Zahlen des Bevölkerungswachstums greifbar zu machen. (Zahlen zur Verteilung der Bevölkerung gibt es z.B. bei der DSW.)

Sammeln, sammeln, sammeln

Seit ich wieder häufiger Workshops mit Kindern und Jugendlichen gestalte, bin ich dauernd auf der Suche, nach neuen interessanten Materialien. Das Internet erleichtert einerseits die Recherche, allerdings muss man je nach Thema doch ganz schön lange nach brauchbaren Informationen suchen. Oft sind z.B. Zahlen oder Länderinformationen in bestehenden Materialien veraltet, was weitere Recherche erfordert.

Es ist immer hilfreich, sich mit anderen Referentinnen und Referenten auszutauschen. So habe ich schon eine Menge sehr gute Tipps erhalten, etwa woher man bestimmte Materialien beziehen kann, wie man gut mit einer großen Gruppe kochen kann (eine einfache Tomatensoße begeistert die meisten Kinder, weil sie das von zu Hause nicht mehr kennen) oder wie man Basteleinheiten zum Thema Basteln mit Müll stressfrei vorbereitet (man bittet die Teilnehmenden oder die Partnereinrichtung, entsprechende Materialien mitzubringen, etwa saubere, leere Shampooflaschen, Konservendosen und Joghurtbecher, Plastiktüten, Stoffreste oder Zeitungspapier, anstatt selbst ein Lager anzulegen).

Positive Erfahrungen mache ich immer wieder mit Einzelhändlern, die bestimmte „Abfälle“ gerne loswerden, kürzlich etwa eine Weinhandlung, von der ich eine riesige Tüte voller Korken bekam, und eine Fahrradwerkstatt überließ mir gerne einige alte Fahrradschläuche, die, in kleine Ringe geschnitten, ebenfalls für allerlei Improvisationsbasteleien verwendet werden können. Zum Beispiel für den Klassiker „afrikanische Fußbälle“ basteln: benötigt werden dazu Zeitungen, Plastiktüten und Klebeband oder eben die „Schlauchgummis“. Das ist immer ein Highlight bei jüngeren Kindern.

Recherche nach Material

Es gibt einige Datenbanken, die mehr oder weniger umfangreich sind. Archiv3 ist ein Verbund mehrerer Eine Welt-Archive, der zumeist auf Quellen in den jeweiligen Archiven verweist (die aber ausgeliehen oder in Form von Kopien bestellt werden können). Globales Lernen in Hamburg bietet ebenfalls eine Suchfunktion für sein Archiv sowie eine Übersicht über Literatur nach Klassenstufen geordnet (leider älteren Datums).

Das Portal Globales Lernen der EWIK (Eine Welt Internet Konferenz) bietet Materialien nach Stufe oder nach Thema geordnet und darüber hinaus einige weitergehende Informationen über Theorie und Praxis des Globalen Lernens.

Ebenfalls gute Materialien gibt es im Bildungsbereich des Welthauses Bielefeld, das u.a. das regelmäßig aktualisierte „Datenblatt Entwicklungspolitik“ veröffentlicht, das eigene, oft mühsame Recherche nach aktuellen Daten und Indikatoren vereinfacht oder schlicht ersetzen kann.

Nicht mehr ganz aktuell, dafür recht umfangreich sind die Unterrichtseinheiten des Programms Transfer 21, das zwischen 2004 und 2008 aus Bundes- und Ländermitteln gefördert wurde. Ähnlich (nicht immer super aktuell, aber praxisorientiert) ist das Angebot bei Lehrer Online, etwa zur „Globalisierung„, zu „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ sowie unter den einzelnen Fachbereichen.

Öffentliche und Uni-Bibliotheken enthalten oft eine Fülle interessanter Materialien, immer wieder entdecke ich da gute Bücher, Hefte oder sonstige Medien. Manchmal lohnt es sich, ein wenig durch die Regale zu schauen, und oft sind dort Materialien vorrätig, die über eine der zuvor genannten Datenbank recherchiert werden können.

Videos und Filme

Ich setze gerne kurze Videos ein (5-20 Minuten); längere Filme nicht so gerne, außer, die Veranstaltung dauert mehrere Stunden und ist auf ein bestimmtes Thema begrenzt (z.B. gibt es eine gute, etwa 55minütige Dokumentation, die ein T-Shirt auf der Reise von Hamburg nach Daressalam begleitet, die man gut in einem Workshop in Sekundarstufe I oder II zum Thema „Kleidung und Altkleider“ einsetzen kann).

Youtube ist hier eine super Empfehlung, hier gibt es z.B. dieses Musikvideo, das ich beim Thema „HIV/AIDS“ verwende. Wenn es nicht gerade im Rahmen des Fremdsprachenunterrichts stattfindet, vermeide ich in der Arbeit mit Jugendlichen englische Filme, was das Angebot etwas einschränkt. Viele NGOs haben Youtube-Kanäle – nicht immer sind die Videos dort frei von Klischees (etwa der „armen hilflosen Kinder in Afrika“ und man muss sich überlegen, wie man bestimmte Szenen einbettet (oder ob man nicht auch manches weglässt), es lohnt sich aber, dort zu stöbern.

Bücher

Es gibt eine ganze Reihe von Büchern zum Thema Kinder und Afrika, die meist aber auf Spiele abzielen (leider meist nicht frei von Vorurteilen und Klischees sind). Ich verwende aber einzelne Bausteine daraus gerne als Anregung für eigene Ideen und passe Vorlagen entsprechend an. (Im Folgenden verlinke ich nicht zu den Büchern, da dies kein kommerzielles Angebot ist. Ich empfehle bei Interesse eine Suchmaschine sowie die freundliche Buchhandlung vor Ort).

Allgemeine Übersichten bieten Kinderatlanten, etwa von Diercke/Westermann oder Ravensburger. Damit kann man bereits mit jüngeren Kindern ab Grundschulalter arbeiten. Außerdem gibt der Ökotopia-Verlag einige nette Bücher heraus: Ich habe mehrfach mit „Karibuni Watoto. Spielend Afrika entdecken“ und „TADIAS. Kommt mit nach Afrika“ gearbeitet. Zu beiden Büchern gibt es je eine Begleit-CD mit Hörstücken und Musik. Ich fand v.a. die in den Büchern enthaltenen Spiele und Bastelanleitungen hilfreich, denn da hätte ich während meiner eigenen Afrikaaufenhalte etwas aufmerksamer sein können.

Auch ganz schön ist „Sag‘ mir wo der Pfeffer wächst. Eine ethnologische Weltreise für Kinder“ von Miriam Schultze, gleicher Verlag, aber leider nicht mehr lieferbar. Im Buch wird u.a. erklärt was EthnologInnen so machen und warum jeder Mensch Vorurteile hat.

Zum Schluss

Ich freue mich über Kommentare und Erfahrungsberichte anderer ReferentInnen: Was kommt in Euren Veranstaltungen derzeit besonders gut an?

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