Dies ist die Fortsetzung meines Beitrags mögliche Wege in das Berufsfeld EZ; zu Teil 1 geht es hier.
5.Sprachkenntnisse
Wer außerhalb Deutschlands oder Europas tätig sein will, sollte gute bis sehr gute Kenntnisse einschlägiger Sprachen vorweisen können. Auch für Tätigkeiten innerhalb Deutschlands sind diese von Bedeutung, da oft international kommuniziert werden muss. Sehr gute Englischkenntnisse sollten daher auf jeden Fall vorhanden sein.
Weitere Sprachen hängen von den persönlichen geographischen Vorlieben ab. Immer gesucht sind z.B. Menschen mit sehr guten Französischkenntnissen für Positionen in Westafrika. Neben Französisch, Portugiesisch oder Spanisch kann zudem von Vorteil sein, bedeutende Regional- oder Verkehrssprachen (z.B. Kiswahili, Bahasa Indonesia, etc.) zu beherrschen oder aber Vietnamesisch, Haitianisches Kreol oder Wolof zu sprechen. Vor allem, wer „im Feld“ arbeiten möchte, wird davon profitieren, mit den Menschen vor Ort nicht nur auf Englisch oder Französisch kommunizieren zu können.
6. Ausdauer am Schreibtisch
Außerdem ist in den meisten Positionen Sitzfleisch für den Schreibtisch gefragt. Selbst wer „im Feld“ tätig ist, wird einen beträchtlichen Teil seiner Arbeitszeit mit dem Schreiben und Lesen von Mails, Berichten, Anträgen und Präsentationen verbringen müssen. Die Fähigkeit, gerne und gut schreiben zu können, ist daher ebenfalls gesucht und sollte trainiert werden.
7. Interkulturelle Expertise
Meiner Erfahrung nach wird dieses Thema oft unterschätzt. In meinen Begegnungen mit EZ-Mitarbeitenden habe ich festgestellt, dass i.d.R. davon ausgegangen wird, dass alle, die in diesem Bereich arbeiten, über interkulturelle Sensibilität verfügen – sonst würden sie ja nicht in der EZ arbeiten.
Dennoch kommt es in der Kommunikation über Kontinentalgrenzen hinweg ständig zu Missverständnissen. Viele Menschen (auch in höheren Positionen in EZ-Organisationen) scheinen anzunehmen, dass das Leben und Arbeiten in einem anderen Land automatisch eine gewisse interkulturelle Sensibilität vermittelt. Dem ist aber leider nicht so – so meine Erfahrung. Wer nachweislich über entsprechende Erfahrung, ggfs. auch eine Weiterbildung hierzu verfügt, kann damit punkten.
8. Jobs suchen und finden
Es gibt eine Reihe von Jobbörsen, in denen man nach Praktika und Einstiegspositionen recherchieren kann. Wer in die EZ will, sollte einfach einmal einige Stellen anschauen um eine Idee davon zu bekommen, welche Stellen es überhaupt gibt und welche Qualifikationen jeweils gefragt sind.
- http://www.epojobs.de
- http://www.nachhaltigejobs.de
- http://www.entwicklungsdienst.de
- http://www.oneworld.at
- http://www.ngojobs.at
- http://www.oneworld.org/jobs
- http://www.reliefweb.int/jobs
- http://www.junge-ez.de
- http://www.oekojobs.de
- http://www.oekoportal.de/jobs
- http://www.stellenmarkt-umweltschutz.de
- http://www.wilabonn.de
- http://www.devnetjobs.org
- http://www.cinfo.ch
- http://www.eurobrussels.com/jobs/political
9. Soziale Netzwerke: Präsenz zeigen und Infos erhalten
Neben klassischen Stellenbörsen sind Jobnetzwerke wie Xing und LinkedIn hilfreich. Über die zahlreichen Gruppen zu Themen der EZ lassen sich gut Kontakte knüpfen sowie Informationen über Arbeitsbereiche, Organisationen sowie derzeit aktuelle Trends und Themen einholen. Viele bereits in der EZ Tätige geben bereitwillig Auskunft über ihre Erfahrungen.
Auch andere soziale Netzwerke sind wichtige Informationsquellen. Alle großen EZ-Organisationen, deutsche wie internationale, sind bei Facebook und Twitter vertreten und verbreiten tagtäglich interessante Informationen – nicht nur über freie Stellen oder Praktika.
Es gibt inzwischen eine recht große (englischsprachige) development blogosphere – Blogs, auf denen EZ-ExpertInnen über ihre Arbeit berichten. Damit meine ich weniger die Blogs, auf denen Mitarbeiter für ihre jeweilige Organisation über Feldbesuche schreiben (die durchaus auch lesenswert sein können), sondern eher private Blogs von Fachleuten, die in ihren Texten über ihre Arbeit schreiben und dabei oft auch über Schwierigkeiten und Grenzen reflektieren. Dazu gehören z.B. Duncan Green von Oxfam UK, Linda Raftree oder auch Tobias Denskus von der Universität Malmö. Eine Linkliste guter Blogs ist hier versammelt. Eine gute Anlaufstelle für Informationen zur internationalen Zusammenarbeit ist auch das Portal WhyDev.
10. Netzwerken: Trau’ Dich!
Viel mehr als „trau dich“ kann ich hier nicht raten. Viele Menschen, mit denen ich spreche, sagen mir, dass ihnen Netzwerken schwerfällt. Gerade jüngere, die vielleicht noch nicht ganz sicher sind, wohin die berufliche Reise gehen soll, fürchten oft, als Laien aufzufallen oder nicht ernst genommen zu werden.
Ich selbst bin, zugegeben, auch keine große Expertin im Small Talk, mache aber immer wieder die Erfahrung, dass Netzwerken nicht schwer ist und in den allermeisten Fällen mit freundlichen Erfahrungen belohnt wird.
Neben dem Austausch von Visitenkarten fällt das Netzwerken mittels sozialer Netzwerke leichter. Ich füge oft Kontakte, die ich bei Veranstaltungen treffe, zeitnah bei Xing und LinkedIn hinzu. Über Twitter habe ich im vergangenen Jahr zwei bereichernde berufliche Kooperationen geschlossen.
Zum Netzwerken gehört auch die Teilnahme an Veranstaltungen, etwa Fachveranstaltungen, Fortbildungen oder Informationsforen. Einige Beispiele:
- In vielen Städten gibt es interkulturelle Wochen, Fairtrade-Veranstaltungen sowie Film- und Diskussionsabende, zu denen meist ExpertInnen bestimmter Themen geladen werden – gute Gelegenheiten zu Information und Kontakte knüpfen. Wenn gerade nichts im örtlichen Kalender steht: Wie wäre es, selbst einmal etwas zu organisieren? Entwicklungspolitische Veranstaltungen können über diverse Töpfe gefördert werden (dazu einmal mehr an anderer Stelle).
- Entwicklungspolitische Netzwerke und Verbände bieten laufend Weiterbildungen zu interessanten Themen an. Diese sind i.d.R. recht günstig, von guten ReferentInnen geleitet und richten sich oftmals auch an EinsteigerInnen wie Fortgeschrittene gleichermaßen und sind daher auch immer eine interessante Kontaktbörse.
- Alle zwei Jahre findet in Bonn die Fachmesse „Engagement Weltweit“ statt, bei der zuletzt 2013 über 60 Organisationen das Arbeitsfeld EZ präsentiert haben. In einigen größeren Städten gibt es Stammtische oder andere Einrichtungen wie die Socialbars.
Dies ist nur ein kleiner Ausschnitt aus der großen Anzahl Möglichkeiten, sich im Berufsfeld Entwicklungszusammenarbeit zu orientieren und ggfs. einen Einstieg zu finden. Ich würde mich freuen, wenn bereits erfahrene LeserInnen hier ihre Erfahrungen teilen oder Ergänzungen machen – gerne auch in Form von Gastbeiträgen, wenn gewünscht.
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