Nein, im Folgenden wird es nicht um ein feministisches Thema gehen (auch wenn die Überschrift von Alice Schwarzer geklaut ist). Eben habe ich die Hamburg-Meldungen des Hamburger Abendblattes überflogen und bin dabei auf einen Beitrag gestoßen, dessen Bebilderung mich sehr irritiert hat.
So sehr, dass ich erst im zweiten Schritt auch den Kopf über den reißerischen Titel „Kopftuch-Referendarin beginnt ihre Ausbildung am Gymnasium“ schütteln konnte.
In dem Beitrag geht es darum, dass eine ehemalige Aushilfslehrerin, über die das Abendblatt bereits berichtet hatte, nun ihr Referendariat an einem Hamburger Gymnasium beginnen wird.
Der vormalige Bericht des Abendblattes hatte zum Inhalt, dass Eltern in HH-Dulsberg nicht damit einverstanden waren, dass eine Aushilfslehrerin „in Kopftuch und mit bodenlangem Gewand“ unterrichtet.
Das Bild zum aktuellen Text zeigt nun allerdings eine Frau, die eine Burka trägt, also das Gewand, das auch das Gesicht verdeckt und nur einen kleinen Sehschlitz hat. Das löste bei mir starkes Unbehagen aus, da ich finde, dass hier höchst unsensibel und ignorant vorgegangen wird. Die Vermutung liegt nahe, dass hier schön die fremdenfeindlichen Klischees bedient werden, die auch in dem älteren der beiden Beiträge durchscheinen („Ich habe ja nichts gegen Moslems, aber …“).
Wie der Text ja selbst erwähnt, trägt die Referendarin eben KEINE Burka, sondern Kopftuch und Mantel und – einmal ganz abgesehen von der Diskussion für oder gegen Kopftuch, die ich hier nicht führen möchte – finde ich es unmöglich, wenn man so ungenau arbeitet, denn das Bild der ganzkörperverschleierten Frau mit Burka dürfte bei den meisten LeserInnen ein weit größeres Unbehagen auslösen, als das Bild einer Frau mit dem erwähnten „Kopftuch“, das ja zumindest in Großstädten wie Hamburg schon zum Straßenbild gehört.
Liebe Abendblatt-RedakteurInnen, bitte arbeitet hier sorgfältiger.
Interessant wäre es übrigens gewesen, zu wissen, was die anderen Eltern oder Großeltern so denken, denn im älteren Artikel werden nur zwei davon zitiert. Meines Wissens nach hat Dulsberg einen nicht geringen Ausländeranteil und ich kann mir vorstellen – ohne das jetzt empirisch belegen zu können – dass es vermutlich auch Eltern und SchülerInnen gab, die das anders sehen.
Überhaupt wäre es einmal interessant zu wissen, was SchülerInnen über LehrerInnen mit Kopfbedeckungen so denken. Gibt es dazu Informationen? Ich kenne immer nur die (meist ablehnenden) Reaktionen wie die im Abendblatt zitierten.