Seit heute nacht um 0 Uhr gibt es einen neuen Staat auf der Erde: Südsudan. Er ist das 54. Land Afrikas und der 193. Staat der Erde.
Noch wird in Juba, der Hauptstadt, gefeiert, allerdings dürfte die Durststrecke nach den Festtagen unerträglich lang werden, zu wenig von allem gibt es im Staat. Keine befestigten Straßen, keine funktionierende Verwaltung, kaum Schulen, keine Strom- und Wasserversorgung, und, und, und.
Außerdem schwelt der Konflikt mit dem Norden weiter; Nord- und Südsudan befanden sich seit 1956 fast durchgängig miteinander im Krieg. Seit 2005 herrscht wieder Frieden, aber es gibt weiterhin einige ungeklärte Angelegenheiten. Eine betrifft die Staatsgrenze, die an manchen Orten noch strittig ist. Und es ist noch nicht geklärt, wie die Einnahmen aus den Ölvorräten, die zumeist auf dem Gebiet des Südens liegen, aber momentan nur über Pipelines, die durch den Norden führen, aufgeteilt werden.
Gewalt und Konflikte prägen nach wie vor den Alltag der Menschen. Die Anzahl der durch Kriegserlebnisse traumatisierter Menschen dürfte sehr hoch sein und viele kennen nur den Krieg. Auch befindet sich eine große Zahl Waffen im Umlauf, die AK 47 ist hier, wie auch in anderen Ländern der Region mittlerweile ein beliebter „Konfliktlöser“. Harmloser Streit eskaliert blitzschnell. Einer meiner früheren Kollegen erzählte mir bei meinem Besuch in Juba im Mai, dass Auseinandersetzungen zwischen Kollegen schnell ausarten und es sehr schwierig ist, in diesem Umfeld zu arbeiten.
Schon jetzt bekämpfen einige Milizen die Regierung und es ist möglich, dass weitere Konflikte im Innern entstehen werden, immerhin scheint der gemeinsame Feind im Norden derzeit nicht mehr die einende Funktion, die er bisher inne hatte, zu haben. Man wird sehen.
Viele Menschen, die den Südsudan während des letzten Bürgerkrieges verlassen hatten, sind in die Nachbarländer oder den Nordsudan geflohen. Seit dem Friedensschluss 2005 kehren immer mehr in ihre Heimat zurück. Dies hat konkrete Folgen im Alltag. Arbeitgeber müssen z.B. immer darauf achten, dass sie eine Balance zwischen „Heimkehrern“ und „Dagebliebenen“ wahren, da es andernfalls zu Missgunst unter den Kollegen kommen könnte.
Sehr viele Menschen sind nie zur Schule gegangen und viele Kinder haben immer noch keine Möglichkeit dazu.
Immerhin gibt es jetzt eine neue Nationalhymmne, eine neue Flagge, eigene Passdokumente und auch eine eigene Währung wird bald eingeführt, das südsudanesische Pfund.
Das ZDF hat einen interessanten Beitrag zum Thema gebracht und Arne Perras hat einen guten Artikel für die SZ geschrieben.
Und hier gibt es schöne Bilder von der BBC zum Thema „Kuh-Land Südsudan“, Kühe sind die wichtigste und weitverbreitetste Währung der Südsudaneseb.
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