Heute, am 25.11. ist der jährlich und international abgehaltene Gedenk- und Aktionstag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen.
Dieser wurde 1981 von lateinamerikanischen und karibischen Feministinnen erstmals begangen und 1999 offiziell von den UN als Aktionstag ausgerufen. Ursprung ist das Gedenken an drei Schwestern, die 1960 in der Dominikanischen Republik durch Militärs zunächst verschleppt, dann gefoltert, vergewaltigt und dann ermordet wurden.
Deutschlandweit finden viele Aktionen und Veranstaltungen statt, die Menschenrechtsverletzungen an Frauen thematisieren, wie zum Beispiel Zwangsprostitution, sexueller Missbrauch, Vergewaltigung, häusliche Gewalt, … die Liste ist (leider und erschreckend) lang.
Laut Weltgesundheitsorganisation stellt Gewalt gegen Frauen eines der größten Gesundheitsrisiken für sie dar – und eine repräsentative Untersuchung im Auftrag des Bundesfamilienministeriums hat ergeben, „dass insgesamt 40 % der in Deutschland lebenden Frauen in ihrem Erwachsenenleben körperliche oder sexualisierte Gewalt oder beides in unterschiedlicher Schwere, Ausprägung und Häufigkeit erlebt haben“ (Bundesverband Frauennotrufstellen und Frauennotrufe – danke an die Mädchenmannschaft für den Link).
Das heißt also, fast jede zweite Frau. Das ist erschreckend – auch wenn kritische LeserInnen hier anmerken könnten, dass die Vergleichzahlen für Männer fehlen (die mich im Übrigen auch interessieren würden).
Dennoch, es bleibt erschreckend, genauso wie die Tatsache, dass es sich bei der Mehrzahl der (männlichen) Täter um die Partner oder Ex-Partner der Betroffenen handelte. Und auch ohne, dass die Zahlen nach Partnern und Ex-Partnern aufgeschlüsselt wären, zeigt dies, dass in Paarbeziehungen doch eine Menge im Argen zu liegen scheint.
Hierzu gibt es in der taz von heute einen interessanten Beitrag über „Gewalt an älteren Frauen“, in dem es darum geht, dass gerade ältere Frauen aufgrund ihrer Erziehung und der oft vorhandenen wirtschaftlichen Abhängigkeit von ihren Männern Gewalt in der Beziehung erdulden und diese oftmals entschuldigen oder gar nicht erst als solche wahrnehmen.
Das Spektrum reicht von körperlicher Gewalt (die dann zum Beispiel durch „beruflichen Stress“ des prügelnden Mannes entschuldigt wird) über die vollkommene Mittellosigkeit (alles Vermögen läuft auf den Namen des Mannes) bis hin zu Verboten wie dem, keine Freundinnen einladen zu dürfen oder über das TV-Programm zu entscheiden.
Das ist ein erschütterndes Thema und es zeigt auch, dass „bei uns“ noch sehr viel im Argen liegt und es keineswegs so ist, dass hier das Frauenwunderland herrscht, wie uns gerne glauben gemacht wird.
Gerne wird ja auf Frauen in anderen Ländern verwiesen, die unterdrückt und immerzu Opfer seien, etwa „die Frauen in Afrika“, die mit 30 schon zehn Kinder auf die Welt gebracht haben oder afghanische Frauen, zur Ikone geworden durch das mit dem World Press Photo Award 2011 ausgezeichnete Bild, das ein Mädchen mit abgeschnittener Nase zeigt.
Auch wenn, gerade letzteres, natürlich eine Gewalterfahrung sehr krassen Ausmaßes ist, so ist jede Form der Gewalt, auch diejenige in Form von Verboten, die der Ehemann erlässt, genau das: Gewalt – und muss als solche erkannt, benannt und bekämpft werden.