Im letzten Post hatte ich es angekündigt; hier folgt nun der zweite Teil zum internationalen Frauentag mit einigen Beispielen aus Afrika (genauer gesagt: Westafrika). Eigentlich dachte ich, es gäbe mehr Material zur Bedeutung des Frauentages in Afrika, aber anscheinend ist das noch ein weitgehend unerforschtes Feld. Ich bin aber auf eine interessante Liste von Veranstaltungen in Westafrika gestoßen, dazu gleich mehr.
Das Motto der UN zum diesjährigen internationalen Frauentag lautet „Empower rural women – end hunger and poverty“ (Frauen aus ländlichen Gebieten stärken, Hunger und Armut beenden).
Dahinter steckt, dass in ländlichen Gebieten in Entwicklungsländern Frauen etwa die Hälfte, oft auch mehr, der in der Landwirtschaft Beschäftigen ausmachen. Hier eine interessante Grafik (in Englisch) über „The female face of farming“ (das weibliche Gesicht der Landwirtschaft)
Frauen in Entwicklungsländern haben oftmals einen erschwerten Zugang zu Ressourcen wie Bildung und Ausbildung, Krediten, Landrechten oder Gesundheitsvorsorge. Müttersterblichkeit ist zum Beispiel eines der gravierendsten Probleme; sie ist alarmierend hoch in vielen Ländern wie etwa Sierra Leone (eine von 21 Frauen stirbt während Schwangerschaft oder Geburt), Liberia, Niger und Somalia (eine von 17 Frauen).
In diesem Beitrag soll es allerdings weniger um Frauen in Entwicklungsländern gehen, sondern um die Bedeutung des internationalen Frauentages in verschiedenen afrikanischen Ländern.
Der internationale Frauentag quer durch Afrika
In Burkina Faso, Guinea-Bissau, Eritrea, Madagaskar, Sambia und Uganda ist der 8. März ein offizieller Feiertag. In vielen weiteren Ländern Afrikas werden an diesem Tag Feierlichkeiten mit Vorträgen, Reden und Begleitprogramm organisiert.
Die Themen sind vielfältig; hier einige Beispiele aus westafrikanischen Ländern (je ein Beispiel pro Land aus der umfangreichen Liste von UN Women West Africa):
- Cote d’Ivoire: Offizielle Feierlichkeiten mit Anwesenheit des Präsidenten
- Gambia: Demonstration des Anlegens von Gemüsegärten in einem Dorf, unterstützt durch UN, Regierung, Geberorganisationen (EU, Weltbank) und der NGO Concern
- Ghana: Seminar über „‚Connecting girls, inspiring futures to reduce poverty“ (Mädchen verbinden für die Inspiration einer Zukunft der Verminderung der Armut), unterstützt vom Ministerium für Kinder und Frauen
- Guinea: Aufklärungsveranstaltung „Reise der Mobilisierung für mehr Autonomie für Frauen aus ländlichen Gebieten“ in allen 33 Präfekturen des Landes, unterstützt vom Ministerium für soziale Belange und Förderung von Frauen und Kindern
- Kapverden: Offizieller Start der Telefonhotline für von Gewalt betroffene Frauen des kapverdischen Instituts für Gleichberechtigung und der kapverdischen Telecom
- Liberia: Straßenparade von Frauengruppen, unterstützt vom Ministerium für Gender und Entwicklung
- Mali: Diskussionsveranstaltungen in Schulen über „Leadership“ unter hoher Teilnahme von Mädchen, unterstützt vom Ministerium für Bevölkerung, Förderung der Frau und Schutz des Kindes
- Niger: Aktion „Frauen im nationalen Radio“, unterstützt von der Vereinigung von Frauen in den Medien, der deutschen EZ und UN Women)
- Nigeria: Offizieller Start eines nationalen Mentoringprogrammes für Mädchen des Ministeriums für Frauen
- Senegal: Offizielle Feier der Regierung mit dem Start eines Fonds für Gendergleichheit, der Organisation eines Forums über Stärkung von Frauen aus ländlichen Gebieten und einer Ausstellung von Produkten, die von Frauen aus ländlichen Gebieten hergestellt werden – mit breiter Unterstützung von diversen UN-Organisationen und Entwicklungsagenturen
- Sierra Leone: zweitätiger Workshop zum Thema des diesjährigen Frauentages, organisiert vom Ministerium für Soziale Angelegenheiten, Gender und Kinder
Der Frauentag wird also auch in afrikanischen Ländern mit politischem und gesellschaftlichem Engagement begangen. Leider konnte ich keine ähnliche Übersicht für andere Regionen Afrikas finden, vermute aber, dass der Tag dort im wesentlichen ähnlich begangen wird.
In vielen afrikanischen Gesellschaften holen Frauen auf und kämpfen gegen ihre Diskriminierung und Benachteiligung in vielen gesellschaftlichen Bereichen. Der internationale Frauentag dient daher vielerorts, auf diese Mühen hinzuweisen und sich der Solidarität untereinander zu versichern.
Wie aus der obigen Liste ersichtlich wird, gibt es in vielen Ländern Ministerien, die für Frauen und/oder Gender zuständig sind. Allzu oft verfügen diese leider über zu wenig Mittel und damit einhergehend an Durchsetzungskraft, dennoch ist alleine ihre Existenz ein Erfolg. Zudem sind Themen wie „Frauen“, „Gender“, „Mädchenförderung“ seit vielen Jahren wichtige Bestandteile der Programme der meisten internationalen Geber – auch wenn die Erfolge nicht immer sichtbar sind.
Schließlich bleibt zu sagen, dass gesellschaftlicher Wandel Zeit braucht, oft Generationen. Erfolge lassen sich oft nur an winzigen Details festmachen, weniger am „großen Ganzen“ – und viele Beispiele aus afrikanischen Ländern zeigen, dass sich überall Frauen auf allen Ebenen für ihre Rechte engagieren.
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