Nach der Sarrazin-Debatte folgt nun die Feminismus-Debatte (die bereits Anfang der Woche in der unglaublich bescheuerten BLÖD-Schlagzeile „Schröder und Schwarzer: Bizarrer Sex-Streit“ gipfelte).
Eigentlich ist schon alles gesagt, und ich habe auch gar nicht vor, meinen Senf dazuzugeben, v.a., da sich die „Debatte“ ähnlich wie die durch Thilo Sarrazins Buch ausgelöste Migranten-und-Ausländer-Debatte auch auf einem unsäglich populistischen Niveau bewegte, das höchstens dazu diente, Auflagen zu steigern (Sarrazins Buch dürfte einer der Bestseller 2010 sein) und mit dummen Sprüchen Stammtische zu bedienen (Seehofer, der einen Zuzugstopp für türkischstämmige Menschen forderte).
Und so gibt nun Frau Schröder ein dummes Interview, wird von Alice Schwarzer böse beschimpft und die Medien haben erneut eine schöne Schlammschlacht-Arena, in der Plattheiten gegenübergestellt werden, ohne, dass eine wirkliche inhaltliche Debatte geführt würde.
Feminismus – was ist das eigentlich? Da fängt es schon an, denn ich wage einmal zu behaupten, dass die wenigsten, die jetzt über dieses Thema diskutieren (Stammtisch), sich je damit auseinandergesetzt haben. Ich z.B. auch nicht besonders intensiv. Ich halte mich aber dennoch für eine Feministin. Einfach, weil ich der Ansicht bin, dass es zwar Unterschiede zwischen Frauen und Männern gibt, diese aber nicht bedingen, dass Frauen und Männer nicht die gleichen Chancen, Rechte und Pflichten haben müssen und sollen.
Das hat für mich überhaupt nichts mit „Männer sind scheiße und unterdrücken alle Frauen“ zu tun, wohl aber für das Schärfen des Blicks auf gesellschaftliche Ungleichheiten und solche Denk- und Rollenmuster, die wir als selbstverständlich ansehen, die es aber gar nicht sein müssen. Dazu gehört z.B. die klassische „Frau-zu-Hause-Mann-Alleinverdiener“-Geschichte. Immer noch ist dieses Modell stark in unserem Denken verhaftet, auch wenn die Tendenz zum Doppelverdienerhaushalt geht. Aber immer noch sind es z.B. die Frauen, die dann kürzertreten, wenn die Kinder kommen, weil es in der jahrelang von Männern dominierten Politik nicht genug Unterstützung für Themen wie Krippen- und Kita-Ausbau gab. Meine These.
Die Liste kann beliebig fortgesetzt werden – und ich weiß, dass es zahlreiche Gegenbeispiele gibt, aber wenn wir ehrlich sind, haben wir eine ganze Menge überkommener Bilder in unseren Köpfen, an denen wir mal arbeiten sollten. Nicht zuletzt zum Rollenverständnis zwischen Männern und Frauen.
Kurze Zusammenfassung über „Worum geht es eigentlich“ bei der SZ. Und ein interessanter Beitrag von Antje Schrupp darüber, dass das Wort Feminismus dieser Debatte möglicherweise überhaupt nicht förderlich ist.
Übrigens haben EthnologInnen eine Menge Beiträge zum Thema Gender und Feminismus geleistet (womit wir beim Thema „warum melden sich so wenige Ethnologen in wichtigen Debatten zu Wort“ wären). Ein schönes (und für mich damals augenöffnendes) Beispiel ist Henrietta Moores Studie zu „Space, Text, and Gender“ bei den Marakwet in Kenia, in der sie zeigt, das auf den ersten Blick „unterdrückte afrikanische Frauen“ gar nicht so machtlos sind wie der (westliche) Beobachter glauben mag.
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