Gestern veröffentlichten drei Autoren einen Beitrag mit vorläufigen Studienergebnisse im Blog der Weltbank die zeigen, dass die Kindersterblichkeit in einigen Ländern Afrikas stark rückläufig ist.
Kindersterblichkeit ist in den westlichen Ländern kaum mehr ein Thema. Natürlich sterben auch hier Babys und Kleinkinder, und natürlich ist der Tod eines Kindes überall auf der Welt gleich schlimm für die Betroffenen. Die Raten für Deutschland sind aber verschwindent gering verglichen mit denen vieler Länder Afrikas und anderer Entwicklungsländer.
Eines der 8 Millenniumsentwicklungsziele (MDGs), die bis 2015 zu einer spürbaren Verbesserung der Lebensumstände der Menschen in Entwicklungsländern beitragen sollen, ist Ziel 4 „Kindersterblichkeit verringern“, und zwar um mindestens 4.4%.
Kindersterblichkeit wird hier mit der sog. „unter-5-Rate“ gemessen. Diese reflektiert die Schätzung der Anzahl von Kindern, die das 5. Lebensjahr nicht erleben werden. Angegeben wird die Rate in Bezug auf 1.000 Lebendgeburten.
Laut einer UNICEF-Statistik erreichten 2010 in Deutschland 4 von 1.000 Kindern nicht ihren fünften Geburtstag. In Entwicklungsländern sieht das anders aus, den traurigen Rekord in Afrika hält nach der o.g. Statistik Somalia mit 180 Todesfällen pro 1.000 Lebendgeburten, dicht gefolgt von Mali mit 178/1.000.
Im Südsudan dürfte die Rate ähnlich liegen, dazu habe ich auf die Schnelle aber keine aussagekräftige Statistik finden können.
Erfolge durch Malariaprävention mit imprägnierten Netzen
Was der Weltbank-Blog nun berichtet ist, dass in 12 von 20 Ländern, für die stichhaltige Daten vorliegen, die Kindersterblichkeitsraten stärker sinken, als in MDG 4 festgelegt. Besonders hoch sind die Rückänge im Senegal (um 9,9%), in Ruanda (um 9,6%) und in Kenia (um 8%).
Was ist nun die Ursache für die Verringerung der Kindersterblichkeit? Die Autoren weisen darauf hin, dass die Raten in erster Linie in Malaria-Gebieten sinken, in denen während der vergangenen Jahre der Gebrauch imprägnierter Moskitonetze zugenommen hat. Dazu hatte ich hier auch kürzlich etwas geschrieben.
Die Autoren warnen davor, voreilige Schlüsse über die Ursachen zu ziehen, da immer mehrere Faktoren Einfluss auf solche Entwicklungen haben. Auch beziehen sich die Schlüsse vorerst nur auf eine Fallstudie in Kenia. Es sind also weitere Studien nötig, um stichhaltigere Daten zu erhalten und auch den Einfluss weiterer Faktoren zu untersuchen (die Autoren schreiben, dass im Fall Kenias nur etwa die Hälfte der verringerten Todesfälle durch Zunahme von Malarianetzen erklärt werden kann).
Das ist aber dennoch eine schöne Nachricht, die zeigt, dass inmitten aller weniger erfreulichen Meldungen auch positive Entwicklungen in vielen afrikanischen Ländern ablaufen, über die jedoch weniger berichtet wird. Was schade ist, denn Bilder von lachenden und lebenden Kindern sehe ich viel lieber als solche von halbverhungerten, wie sie dem von Medien und Hilfsorganisationen leider zu oft bedienten Klischee des „afrikanischen Kindes“ entsprechen.
( Etwas off-topic, aber im Zusammenhang mit meinem Schlussgedanken: Wer sich dafür interessiert, sollte mal zum Stichwort #povertyporn recherchieren, da finden sich viele kritische Auseinandersetzungen mit der Darstellung von Armut und Entwicklungsländern in westlichen Medien).