Der Aufruhr, den die #Kony2012 Kampagne verursacht hat, ebbt nur sehr langsam ab, und die Beiträge zum Thema werden zahlreicher und zahlreicher.
Ich bin während der vergangenen Tage lediglich dazu gekommen, einige Beiträge querzulesen, möchte aber, da mein letzter Eintrag so großes Interesse geweckt hat, einige Links zu interessanten Beiträgen teilen.
Alles Kritische ist gesagt und meine Meinung ist nach wie vor eben so kritisch wie zuvor. Interessant ist es aber doch, dass ein Afrika-Thema eine solch gewaltige Resonanz hervorruft. Noch viel interessanter finde ich, dass sich sehr viele Stimmen aus Uganda und anderen afrikanischen Ländern zu Wort melden und zunehmend bedeutenden Einfluss auf die Diskurse der „Netzgemeinde“ (was auch immer das sein soll) nehmen. Das ist für mich, neben der allgemein kritischen Auseinandersetzung mit einem afrikabezogenen Thema, ein wunderbarer Nebeneffekt der Kampagne.
Die folgenden Links sind nur ein winziger Ausschnitt und ich erhebe keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit oder Repräsentativität irgendeiner Art – twitter oder eine Suchmaschine der interessierten LeserIn Wahl führen zu vielen weiteren interessanten Beiträgen.
Deutsche Beiträge sind nach wie vor rar, ich bin aber über Die Freiheitsliebe auf ein interessantes Interview mit dem Regisseur Oliver Stoltz gestoßen, dessen Film „Lost Children“ von 2005 das Schicksal der von der LRA entführten Kinder in Norduganda darstellt. Stoltz attestiert der Kampagne von Invisible Children grobe Naivität, da sie sich unkritisch vor den Karren der ugandischen Regierung spannen lassen.
Afrikanische Stimmen
Ein lesenswerter Kommentar von Mahmood Mamdani, Professor u.a. an der Makerere-Universität in Kampala, schreibt, warum es sich bei dem LRA-Konflikt um ein im Kern ugandisches Problem handelt, das einer ugandischen Lösung bedarf.
Ein genauso lesenswerter Beitrag des äthiopischstämmigen Autors Dinaw Mengistu, in dem er beschreibt, warum er die Kampagne sehr kritisch sieht: Sie präsentiert kein mit Fakten unterfüttertes Bild der Lage und suggeriert, dass die Lösung ganz simpel sei und einzig im Bekanntmachen Konys innerhalb der amerikanischen Öffentlichkeit bestehe: „Change has never come with a click, or a tweet; lives are not saved by bracelets. We all want solutions, but why should we think or expect an easy one exists for a twenty-year-old conflict in Uganda when we have none for the wars we’re engaged in now.“
Charles Onyango-Obbo, ugandischer Journalist, hat heute den ersten von fünf Posts veröffentlicht, in denen er darüber berichtet, was er während der vergangenen beiden Jahrzehnte im Zuge von Recherchen und Berichten über Kony und die LRA, ebenso wie über die ugandische Regierung, erlebt hat. Es bleibt spannend, die Beiträge 2-5 zu verfolgen.
Noch etwas aus den USA
Ein Beitrag von Elliot Ross bei „Africa is a country“ über den evangelikal-christlich-fundamentalistischen Hintergrund der NGO „Invisible Children“, der entlarvt, dass sich Gründer Jason Russell als Heilsbringer sieht und die Organisation Spenden aus der ultrakonservativen Ecke der USA erhält.
Und schließlich ein Kurzüberblick über einge hilfreiche Quellen bei „Good Intentions are Not Enough“. Wer sich dafür interessiert, was „gute“ Entwicklungszusammenarbeit ausmacht, der sollte sich diesen Blog einmal näher ansehen – einige gute Beiträge sind direkt im Kony-Post verlinkt.
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