Afrika, Arbeit, Bücher, EZ, Film, Links
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Links zum Wochenende #17

Kurz vor den Feiertagen einige Links für die ruhige Zeit unterm Tannenbaum. Ganz unten gibt es zwei Videos, u.a. einen aktuellen Kino-Trailer. 

Sambias vergessenes Raumfahrtprogramm: Dieser Bericht gehört zum  Spannendsten, was ich in den vergangenen Tagen gelesen habe. In den 1960er Jahren hatte der Sambier Edward M. Nkoloso das Ziel, ein nationales Raumfahrtprogramm aufzubauen und „AfronautInnen“ auf den Mond und sogar den Mars zu schicken. Die Fotografin Cristina de Middel hat in ihrem Bildband „The Afronauts“ fiktive Szenen dieser Zeit nachgestellt. Bei eufrika.org gibt es einige Hintergründe und ein kurzes Video mit Originalaufnahmen der sambischen „Afronauts“.

Geschäfte auf Augenhöhe funktionieren nicht: Auma Obama hat der SZ ein Interview gegeben (Text und Video), in dem sie konstruktive Kritik an der bisherigen Praxis der Entwicklungszusammenarbeit übt. Auma Obama ist Ostafrika-Koordinatorin der NGO Care und kritisiert u.a., dass trotz aller Rhetorik über „Partnerschaft“ vor allem Vorschriften von Seiten der Geberländer kommen und so gut wie nie ein wirklicher Dialog mit jenen Menschen stattfindet, die die „Zielgruppe“ von EZ bilden und die doch eigentlich im Mittelpunkt der Arbeit stehen müssten. Ihre Bedürfnisse werden jedoch nie wirklich erfragt, für Obama ein wesentlicher Grund, warum die EZ weniger Wirkungen zeigt, als sie könnte.

Nobelpreisgeld der EU geht an Kinder in Kriegs- und Konfliktgebiete: Die EU hat das Preisgeld für den kürzlich an sie verliehenen Friedensnobelpreis auf 2 Mio. Euro und diese an eine „EU Children of Peace“-Initiative gegeben, die Bildungsprojekte für Kinder unterstützt. Zielländer sind Pakistan, Irak, Kolumbien, Ecuador, Äthiopien und die Demokratische Republik Kongo. Die Projekte werden von den Organisationen UNICEF, UNHCR, ACTED. Save the Children und Norwegian Refugee Council umgesetzt. Hier die deutsche Pressemeldung.

Was bleibt von Kony 2012?: Ziemlich wenig, resümiert Netzpolitik.org. Die US-Organisation Invisible Children (IC) hatte Anfang des Jahres ein ungeheuer erfolgreiches Video im Rahmen ihrer Kampagne „Kong 2012“ veröffentlicht, doch inzwischen ist es ruhig geworden. Immerhin kennen nun viele Menschen auch in westlichen Ländern Joseph Kony und die LRA, gefasst ist er jedoch weiterhin nicht. KritikerInnen betonen ferner, dass IC vor allem gutes Fundraising betreibt, weniger aber auf korrekte Darstellung von Inhalten achtet und vor allem den lokalen Kontext in Norduganda grob vereinfacht.

(Unbezahlte) Praktika bei NGOs: Ausbeutung oder gut für den Lebenslauf?  In seinem (englischsprachigen) Blog erörtert Duncan Green von Oxfam Pro und Contra unbezahlter Praktika bei NGOs. In Deutschland ist es einige Jahre nach der „Generation Praktikum“-Diskussion recht still um das Thema geworden. Anders als Duncan Green bin ich der Meinung, dass Praktika (von Menschen mit Berufs- oder Uni-Abschluss) nicht unbezahlt sein sollten und BewerberInnen dementsprechend solche Angebote auch nicht wahrnehmen sollten. Das Argument, dies „diene dem Lebenslauf“ und sei somit Bezahlung genug, halte ich für ein Scheinargument, denn so wie einige KommentatorInnen des Blogs denke ich, dass die fehlende Bezahlung dazu führt, dass sich v.a. Menschen aus der Mittelschicht solche Praktika leisten können, da sie meist von ihren Familien unterstützt werden. Wer weniger Geld zur Verfügung hat, kann es sich nicht leisten, mehrere Monate umsonst zu arbeiten und dies ggfs. fern von zu Hause in einer anderen Stadt oder sogar einem anderen Land. Interessant fand ich außerdem die Anmerkung eines Kommentators, wonach die Überrepräsentation bestimmter sozialer Schichten bei Angestellten von NGOs sich wiederum auf die Programmarbeit der NGOs auswirkt. Das müsste definitiv empirisch untersucht werden.

Reality-Show mit tansanischen Kleinbäuerinnen: Kürzlich ging im tansanischen TV die „Women Food Heroes Competiton“ (Swahili: Mama Shujaa Wa Chakulazu Ende, wie der Economist berichtet (englisch). An dieser Reality-Show im Stil von Big Brother nahmen nur Kleinbäuerinnen (runterscrollen bis „Mama Shujaa Wa Chakula 2012“) teil. Sie verrichteten, 24 Stunden am Tag von Kameras beobachtet, ihre üblichen täglichen Aufgaben, und bekamen dazu landwirtschaftliche Tips. Die ZuschauerInnen entschieden über die Gewinnerin, die mit ihrem Preisgeld von rund 6.000 US Dollar landwirtschaftliches Gerät anschaffen und ihre kleine Farm ausbauen will. Mehr auch dazu im Blog von Oxfam, einer Partnerin der Aktion.

Noch immer keine Ölförderung im Südsudan: Seit Anfang 2012 wird im Südsudan infolge von Verteilungskonflikten mit dem Norden kein Öl mehr gefördert. Dies wirkt sich unmittelbar auf die ohnehin schwache bis nicht vorhandene Infrastruktur aus, die die Öleinnahmen dringend nötig hätte. In den kommenden Monaten soll die Förderung wieder anlaufen. Ein kurzer Überblick bei Afrika.info.

Buchblog über Bücher aus Afrika und arabischen Ländern: Wer noch schnell ein Geschenk sucht oder aber über die Feiertage einmal selbst in Ruhe nach neuem Lesestoff suchen möchte, wird vielleicht bei Afara fündig, einer Website, die Bücher aus und über Afrika, dem Maghreb und Arabischen Ländern vorstellt, möglichst abseits der gängigen Klischees. Der Schwerpunkt liegt auf Sachbüchern, Romane werden aber auch besprochen.

Rebellion in der Zentralafrikanischen Republik: Ein Land, das in der deutschen Öffentlichkeit wenig bekannt ist und über das kaum berichtet wird. Über Twitter habe ich heute morgen erst von der dortigen Rebellion erfahren, die bei BBC Africa erklärt wird. Außerdem gibt es einen informativen, kurzen Beitrag der arte-Reihe „Mit offenen Karten“:

[youtube http://www.youtube.com/watch?v=xubz9z00JVM&w=560&h=315]

Filmstart „Tabu“: Die taz rezensiert den portugiesischen Film „Tabu“, der auf zwei Zeitebenen spielt, in der portugiesischen Kolonie Angola und, 50 Jahre später, im zeitgenössischen Lissabon. „Anders als so viele Afrika-Fiktionen verklärt „Tabu“ die koloniale Vergangenheit in keinem Augenblick“, heißt es u.a. Dabei weckt die Machart des Films Erinnerungen an die goldenen Zeiten des Kinos: Regisseur „Gomes ruft die filmischen Ausdrucksmöglichkeiten des frühen Kinos wach, all die Gesten, die Blicke, die Albernheiten und die Kameratricks, die einst die Dialoge ersetzten.“ Hoffentlich bald in einem Kino in meiner Nähe. Hier der Trailer:

[youtube http://www.youtube.com/watch?v=HoelUhjVXas&w=560&h=315]

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