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Bei #allmalepanels geht es um mehr als um (nicht) redende Frauen

Ein Gastbeitrag von Dr. Tobias Denskus, der gerade in einem aktuellen Beitrag von NPR zu diesem Thema befragt wurde.

Ein #allmalepanel (Quelle: World Bank, https://twitter.com/WorldBankLive/status/721460689236271104)

Ein #allmalepanel
(Quelle: World Bank, https://twitter.com/WorldBankLive/status/721460689236271104)

Zugegebenermaßen hat das Panel der Welt Bank es sehr einfach gemacht, Kritik auf sich zu ziehen: Da saßen sie auf dem Podium, 11 Männer in fast identischen Anzügen, moderiert von einer BBC-Journalistin als weibliches Feigenblatt. „Die Zukunft von Infrastrukturinvestitionen“, ein wichtiges Thema bei dem es um viel Geld geht, liegt also fest in männlicher Hand.

Bevor ich mich inhaltlich mit dem Thema auseinandersetze: Derartige Panelzusammensetzungen sind einfach schlechte PR für jede Entwicklungsorganisation. Und da ich akademisch zu Entwicklungs- und Kommunikationsthemen lehre und forsche, bemerke ich zwei sehr ähnliche Diskussionsfelder in Wissenschaft, Politik und breiteren Entwicklungsdiskursen: Im öffentlichen Raum sind Männer überproportional sicht- und hörbar; in den meisten Fällen in Verbindung mit weiteren Privilegien wie Hautfarbe, Staatsangehörigkeit, Alter und generell akzeptierter Präsentierbarkeit. Weiterlesen

Seminare, Seminare

Seit Januar bin ich beruflich häufig unterwegs, worunter u.a. dieser Blog leidet. Vielleicht schaffe ich es ab Mai, die Links-zum-Wochenende-Kategorie wiederzubeleben.

Neben einer längeren Auslandsreise war ich in den letzten Wochen regelmäßig als Seminarleitung im Einsatz, u.a. mit Teilnehmenden des FÖJ (Freiwilliges Ökologisches Jahr) und das FWJ (Freiwilliges Soziales Jahr in der Wissenschaft). Beides sind Zielgruppen, mit denen ich super gerne arbeite, weil sie so offen und interessiert sind und das Gelernte selbst gerne in Form eigener Projekte umsetzen wollen.

Eines der beiden 5-tägigen Seminare hatte das Thema „Entwicklung und Entwicklungszusammenarbeit“. Inhalte und Umsetzung habe ich gemeinsam mit meinem Kollegen Vincenzo Grauso erarbeitet. Ein Seminarkonzept wird demnächst über das Program Bildung trifft Entwicklung erhältlich sein. Weiterlesen

Wie mich die Seminararbeit verändert

Das Schlagwort vom „lebenslangen Lernen“ ist nichts Neues mehr und gerade wer in der Bildungsarbeit tätig ist, sollte dies auch beherzigen. Ich denke, die meisten in diesem Bereich Tätigen merken auch irgendwann, welchen Einfluss ihre Arbeit auf persönliche Haltungen und Verhaltensweisen hat.

Seit fast drei Jahren betreue ich als Teamerin Seminargruppen des Freiwilligen Ökologischen Jahres (FÖJ) in Hamburg. Ich bin im TeamerInnen-Team die Einzige ohne „Öko-Hintergrund“, da ich weder ein FÖJ absolviert habe, noch aus den Bereichen Umweltpädagogik oder Umweltwissenschaften komme. Ich bin allerdings auf dem Land, auf einem Bauernhof, aufgewachsen und interessiere mich schon immer auch für Themen rund um nachhaltiges Leben und Natur- und Umweltschutz.

Die Seminararbeit ist daher auch ein Brennglas durch dass sich Themen, die mich vorher interessierten, zunehmend verdichten und mein Denken, mein Handeln und auch meinen Alltag verändern. Weiterlesen

Links zum Wochenende #95

Wie schlimm die Situation in Burundi ist (worüber im Übrigen außer in der taz in deutschen Medien nichts berichtet wird), zeigt diese dramatische Reportage von Anna Roxvall und Johan Persson, hier auf Englisch. Gerade hat die Afrikanische Union eine Friedenstruppe aus 5.000 Soldaten angeboten, bislang hat die burundische Regierung dies immer abgelehnt und sich auch diesmal nicht dazu geäußert. Viele BeobachterInnen fürchten, dass die Lage wie 1995 zu einem Genozid eskalieren könnte.

Hinter „den Flüchtlingen“ verbergen sich unzählige Einzelschicksale. Eines hat die Journalistin Corinne Redfern aufgeschrieben: Wie „Aysha“, eine ganz normale Syrerin, zur Geflüchteten wurde.

„Schiere Verzweiflung“ ist der Titel des UNICEF-Fotos des Jahres – es zeigt zwei syrische Kinder, die im Getümmel ihre Eltern verloren haben.

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Links zum Wochenende #94

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Quelle: AIDS-Hilfe Ulm

Es brennt in Deutschland. Die ZEIT hat zu Anschlägen auf Flüchtlingsunterkünfte recherchiert. Die Aufklärungsquote ist erschreckend gering. Ein Armutszeugnis für unsere Gesellschaft, dass solche Anschläge derzeit quasi täglich passieren.

Hinter „den Flüchtlingen“ verbergen sich Millionen von Einzelschicksalen: Eines hat ZEIT-Autorin Mariam Lau aufgeschrieben – das ihres Vaters, der gleich mehrmals aus dem Iran nach Deutschland fliehen musste.

Es geht nicht um einen „Kampf der Kulturen“, sondern die Bekämpfung von Verbrechen betont Gustav Seibt in diesem wichtigen Beitrag in der SZ. Weiterlesen

Rezension: „Tansania“ von Thilo Thielke

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Keine Leseempfehlung. Leider. Quelle: Brandes & Apsel

Ich hatte mich sehr darauf gefreut, etwas über das heutige Tansania zu lesen, ist es doch leider einige Jahre her, dass ich zuletzt vor Ort war. Thilo Thielkes „Tansania“ hat mir die Vorfreude leider gründlich vermiest, denn dieses Buch zu lesen ist reine Zeitverschwendung.

Schon der Untertitel („Reportagen und Reiseberichte aus dem Herzen Ostafrikas“) verspricht etwas, was das Buch nicht einhält. Besser wäre etwas wie „Ein tiefer Griff in die Klischeekiste des Auslandskorrespondenten“. Weiterlesen

Rezension: Fair Trade. Eine global-lokale Geschichte am Beispiel des Kaffees

Quaas

Ich trinke gerne und viel Kaffee. Nicht zuletzt dadurch, dass ich einige Zeit in tansanischen Kaffeeanbaugebieten gelebt habe (Kilimanjaro, Mbeya), interessiere ich mich auch sehr für die Themen Kaffeeanbau und -verarbeitung sowie den Fairen Handel. Wenn ich Kaffee kaufe, versuche ich solchen zu  kaufen, mit dem ich die Produzierenden möglichst gut unterstützen kann.

Kürzlich fiel mir daher der Band „Fair Trade“ auf. Dabei handelt es sich um die Dissertation des Autors Ruben Quaas, der darin die Entstehung und die Bedeutungszuschreibung des Fairen Handels am Beispiel Kaffee in Deutschland untersucht. Weiterlesen

Links zum Wochenende #93

Alle Flüchtlinge weltweit wollen nach Europa? Keinesfalls. Hier drei Geschichten von Menschen, die wieder weggegangen sind.

Flüchtlinge sollen wieder weg aus Europa: Beim EU-Afrika-Gipfel in Malta wurde ein 1,8 Mrd. Euro schwerer Fonds beschlossen, aus dem afrikanische Staaten unterstützt werden sollen, Armut zu bekämpfen, damit künftig weniger MigrantInnen nach Europa kommen. Auch sollen die Staaten besser bei der Rücknahme Abschiebungen von MigrantInnen kooperieren. Besonders begeistert wirkten die afrikanischen Teilnehmenden nicht. Weiterlesen

Zu Gast bei Catucho: Kaffeerösterei und Bildungsort

Endlich habe ich es dieses Jahr einmal wieder zu einem ReferentInnentreffen von Bildung trifft Entwicklung (BtE) geschafft. Dieses fand statt in der Kaffee- und Kakaomanufaktur Catucho in Bücken bei Nienburg/Weser, die auch ein außerschulischer Lernort von BtE ist. Hier können Schulklassen und weitere interessierte Gruppen Vieles über Kaffee und Kakao lernen und auch selbst z.B. Schokolade produzieren.

Tasse Kaffee

Kaffee aus Äthiopien (Foto: C. Grauer)

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Was der Bereich Flüchtlingsarbeit von der EZ lernen kann

Die Parallelen zwischen EZ und der Flüchtlingsarbeit beschäftigen mich seit einiger Zeit sehr. Um meine Gedanken zu strukturieren, habe ich den folgenden Text geschrieben. Er ist als Entwurf zu verstehen, als Ausgangspunkt für eine hoffentlich umfangreichere Diskussion. Ich freue mich sehr über Kommentare und Anregungen, wie wir dies weiterentwickeln können.

Wenn ich in letzter Zeit Nachrichten zum Thema Flüchtlinge in Deutschland lese oder Diskussionen über die Flüchtlingsarbeit auf kommunaler Ebene führe, fällt mir auf, dass es hier erstaunlich viele Parallelen zu Diskussionen gibt, die seit Jahren innerhalb der internationalen Entwicklungszusammenarbeit (EZ) geführt werden. Es wundert mich daher, dass es noch keine Debatte darüber gibt, dass im weiten Feld der EZ eine ungeheures Reservoir an Erfahrungen, Konzepten und nicht zuletzt Fachkräften besteht, die in der gegenwärtigen Situation zum Finden von Lösungen geeignet sind.*

Das betrifft einmal den Einsatz von Freiwilligen. Ohne diesen ginge es nicht, das steht außer Frage. Viele Probleme, die sich dabei auftun, sind Probleme, über die in der EZ seit Jahren diskutiert werden. Etwa die Tatsache, dass anfänglich sehr große Motivation schnell in Frustration umschlagen kann. Oder auch das Problem, dass gute Absichten alleine nicht ausreichen, worüber ich kürzlich bereits geschrieben habe.

Darüber hinaus geht es ganz allgemein um Kompetenzen, Instrumente und Wissen, das in der jetzigen Situation notwendig, aber auf vielen Ebenen nur unzureichend vorhanden ist. Angesichts der sehr schnell steigenden Flüchtlingszahlen und den damit verbundenen großen Herausforderungen, vor denen Kommunen, Initiativen und Einzelne stehen, kein Wunder. Genau hier aber bietet die EZ Vieles, was derzeit an anderen Stellen fehlt. Weiterlesen